Impressionen aus Malta

Während unseres Malta-Aufenthalts im September/Oktober 2010 haben wir so einiges erlebt. Die Kategorie Malta 2010 gibt bereits jetzt schon einige Eindrücke insbesondere in Bezug auf den manchmal chaotischen Verkehr auf der kleinen Insel mitten im Mittelmeer wider. Der Verkehr ist allerdings natürlich nicht das einzige, was bemerkenswert an diesem Eiland wäre.

Malta selbst hat eine sehr bewegte Historie. Die kulturellen Einflüsse über die Zeit sind mannigfaltig. Ursprünglich von den Sizilianern abstammend ist die kulturell und architektonisch prägenste Phase durch den Malteserorden (daher auch der Name) bestimmt worden. Die Ordensleute allerdings gehörten selbst nicht einer einzigen europäischen Nationalität an, sondern waren eine von der katholischen Kirche geprägte Organisation, die Niederlassungen in allen europäischen Staaten unterhielt. Hinzu kommt eine arabische, sowie eine spanisch und eine französisch dominierte historische Phase hinzu, die dann im neunzehnten Jahrhundert schließlich durch eine britische Kolonialphase abgeschlossen wurde.
Dieses Kaleidoskop von Kulturen wirkt sich bis heute auf das Leben der Menschen auf der Insel aus. Dies erkennt man schon alleine an den vorherrschenden Sprachen: Neben der primären Sprache des “einfachen Volkes” – Malti – ist Englisch gleichberechtigte, zweite Amtssprache auf dem Inselarchipel. Wegen der geringen Entfernung zu Sizilien (nur ca. 90 km im Norden) und der Möglichkeit das italenische Fernsehen zu empfangen, wird Italenisch als “dritte Sprache” immer wichtiger.

So verwundert auch nicht die Tatsache, daß man sehr viele Produkte aus anderen Ländern, aber vor allem aus Italien, in maltesischen Supermärkten findet. Allerdings sei zu diesen Geschäften gesagt, daß sie nicht den deutschen Vorstellungen von Supermärkten gleichkommen (rühmliche, von uns gefundene Ausnahmen sind der “Scotts” Supermarkt in Burmarrad und “The Duke” in Victoria/Gozo): Zumeist sind es in Malta kleinere umgebaute Geschäfte, in denen zuvor ein kleiner Gemüsehändler oder ein “Tante-Emma-Laden” beheimatet war. Dementsprechend ist der Eingangsbereich sehr schmal; das Geschäft ist sehr tief und die Gangbreiten entsprechend eng. Durch das begrenzte Platzangebot ist das Sortiment auch entsprechend klein ausgestaltet. Auch spiegelt sich hier die “Multinationalität der Malteser” wieder: Die Produkte stammen aus ganz Europa – und so manches Mal ist die Verpackung noch nicht einmal lokalisiert. Als ein Beispiel sei hier deutsches “Studentfutter” genannt, das direkt aus Deutschland ohne Änderung der Außenverpackung sogar auf Werbeständer in deutscher Sprache angeboten werden. Natürlich gilt das gleichermaßen für italenische, französische oder britische Produkte. Das liegt wohl daran, daß die Malteser sehr wenig eigene Industrie haben und deshalb sehr viele Produkte aus dem europäischen Ausland importieren. Die Firmen der importierten Produkte haben allerdings den maltesischen Absatzmarkt noch nicht erkannt oder halten diesen wohl für zu klein (in Malta leben ca. 400.000 Einwohner, Stand 2009), um beachtet zu werden.
Dem entgegen steht eine jüngere Entwicklung: Seit einigen Jahren hat auch die deutsche Discounterkette Lidl eine Expansion auf den maltesischen Markt unternommen und betreibt derzeit fünf Märkte in Malta (einer davon auf der Nachbarinsel Gozo). Die Märkte sind nahezu ohne Anpassung auf die Insel übernommen worden; die Produktpallette weist sehr viele Ähnlichkeit zu den deutschen Märkten auf. Nur frische Produkte, wie etwa Milch, Fleisch, Wasser und Brot scheinen von lokalen Lieferanten eingekauft zu werden. Oftmals kommen die gleichen free-labels zum Einsatz, so zum Beispiel Freeway. Die Ladenfläche entspricht untypisch für das Land etwa der Deutschen, so daß die Kunden auf maltesische Dimensionen gerechnet hier dann ein “Großeinkauf” stattfindet. Auffällig sind eigentlich nur das im Verkaufsbereich herauflaufende Sicherheitspersonal einer externen Firma.
Apropos einkaufen: Obst und Gemüse kauft der Malteser weniger in den besagten Supermärkten (dort gibt es das natürlich auch), sondern vielmehr bei einer Vielzahl von fahrenden Händlern, die sich entlang der großen Straßen durch das Land aufbauen. Eine ganze Reihe von Produkten erhält man dort sehr frisch – direkt von den Feldern der Insel – allerdings sind nicht alle Produkte nur Direkterzeugnisse, sondern können auch hier importiert sein. Der Deklarationspflicht über das Herkunftsland wird hier in den seltensten Fällen nachgekommen oder man erhält diese höchstens auf Anfrage. Nichts desto trotz ist die Qualität oftmals sehr gut, auch wenn die Präsentation gerade von Gemüse oftmals zu wünschen übrig läßt.

Architektonisch zeigt sich das Land ebenfalls sehr abwechslungsreich: Die Hunderten von Kirchen, die überall auf dem Land zu finden sind, erzeugen oftmals den Eindruck, als ob man auf der Insel nicht in der Lage wäre, einmal ohne einen Kirchturm im Blickbereich zu sein. Dies ist allerdings aufgrund der Geschichte des Malteserordens nicht weiter verwunderlich. Verstärkt wird diese Begründung noch durch die Tatsache, daß auch heute noch über 95% aller Malteser dem römisch-katholischen Glauben angehören. Viele dieser Bauwerke, besonders in Valletta (wie die St. John’s Co-Cathedral), wurden nach barockem Stil gebaut und sind für den gemeinen Betrachter eine Augenweide. Besonders interessante Mischformen sind ebenfalls zu besichtigen, wie z. B. die Rotunda von Mosta, die von außen wie eine Moschee ohne Minarett aussieht, von innen allerdings klar dem katholischen Glauben zuzuordnen ist.
Viel einfacher dagegen sind die Bauwerke der Wohnungen und Gehöfte auf dem Land: Sie sind typisch südländisch, ja manchmal schon im arabischen Baustil gehalten. Obwohl Bauplatz auf der steinigen, stets in irgendeine Richtung stark abschüssigen Insel rar ist, werden Gebäude oftmals flach, d.h. nicht über den dritten Stock hinaus, gebaut und alte Gebäuderuinen gerade in ländlicher Gegend oftmals nicht wieder abgerissen. In den Städten wird oftmals ohne Grundsanierung der baufälligen Bestandes direkt mit dem Innenausbau angefangen.
In Sachen Baumaterial sind die maltesischen Gebäude allerdings viel weniger abwechslungsreich: Da Holz selten (zur römischen Zeit wurde die gesamte Insel zum Zweceke des Schiffsbaus entwaldet) und dementsprechend teuer ist, wurden und werden fast alle Bauwerke auf der Insel mit dem hier typisch vorliegenden, sehr weichen Kalkstein (corraline limestone) erbaut, mit denen schon die Menschen in prähistorischer Zeit Tempel wie Hagar-Qim oder Ghantija gebaut haben. Kommt dieser gelb-orangefarbene Stein stetig in Kontakt mit Salzwasser, so wird dieser perlengroß ausgefressen und erzeugt die auf vielen Bildern aus Malta zu sehende unregelmäßige Schroffheit. Auf dem Bau verwendet wird er in den wenigsten Fällen verputzt, wodurch er den bebauten Bereichen auf der Insel eine gewisse Monothonie verleiht, die sich dadurch verstärkt, daß sowohl alle Begrenzungsmauern auf der Insel (besonders entlang der Straßen) als auch der karge Felsboden aus dem gleichen Material ist. Somit bildet sich ein harscher Kontrast zwischen dem farbenfrohen kulturellen Leben des Landes und dem lehmfarbigen Grundton seiner Umgebung aus.

Ein abschließender Punkt sei auch noch in Bezug auf die Fauna genannt: Gerade in den späten Sommer- und den ersten Herbstmonaten erfreut sich die Insel – sehr zum Leid ihrer Bewohner – einer starken Besiedlung durch alle Formen von Stechmücken. Die Bandbreite reicht hierbei von einfachen Schnaken, die sich mit überall auf der Insel verwendeten Insektenschutzgittern fern halten lassen, bis hin zu den kleinen, in Deutschland fast unbekannten Sandmücken, die man aufgrund ihrer Größe und ihres Aussehens praktisch weder hören noch sehen kann (siehe auch leishmaniose.de mit einer guten Beschreibung, welche Möglichkeiten man hat, sie sich fern zu halten). Besonders letztere sind üble Zeitgenossen, da sie für die meisten Insektengitter zu klein sind, so daß diese selbst bei geschlossenen Gittern ins Haus kommen und einem in der Nacht dann hervorragend peinigen können. Lt. Auskunft eines ansässigen Arztes sei hierbei die einzige gute Lösung, nachts unter einem stark blasenden Ventilator zu liegen, da die Mücken durch den dadurch verursachten Wind schlecht anfliegen könnten. Insofern empfiehlt sich der Besuch der Insel für Touristen eher im Mai, denn in der Übergangszeit zum Herbst, da die Mücken über die Sommermonate hinweg besonders aktiv sind.
Um keine einseitige Belastung des Körpers auf dermaler Seite hervorzurufen, paart sich die Stechmückeplage zudem noch mit einer psychischen Belastung in Form von Unmengen an Schmeißfliegen und Stubenfliegen, die nur durch die reichliche Anwendung von “Muckenbatschen” (hochdeutsch: Fliegenklatschen) temporär Einhalt geboten werden kann.

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