Kayling

Dieser Post ist Teil der Serie über Cornwall 2013.

Während meines Aufenthaltes in Cornwall durfte ich eine neue dem Bowling artverwandte Sportart kennenlernen. Es handelt sich um das “kornische Kayling”, das sowohl Elemente von klassischem Kegeln und amerikanischem Bowling aufweist.

Geschichte

Die Kegelsportart wurde vor etwa 500 Jahren im kornischen Teil von England gespielt. Im Garten von Trerice Manor ist eine solche Anlage aufgebaut und kann kostenlos ausprobiert werden (es ist dafür nicht einmal notwendig, Eintritt zu bezahlen – dennoch freuen sich die Mitarbeiter vom National Trust sehr über eine kleine Spende). Weitere Informationen hat auch die BBC auf ihrer Webseite.

Umgebung

Kornische Kaylingbahn mit Pins und Ball

Kornische Kaylingbahn mit Pins und Ball

Gespielt wird auf – englisch gut gepflegtem – Rasen im Freien. Am Ende der Bahn stehen zehn gleiche, hölzerne Pins, die in unter Hälfte eine flaschenartige Verdickung haben (die Pins auf dem Bild entsprechen nicht dem Original). Die Anordnung der Pins entspricht der des amerikanischen Bowlings. Jedoch sind die Pins kleiner. Vom Gewicht her sind sie aber in etwa identisch.
Der etwa acht britische Pfund schwere Ball, der geworfen und “cheese” genannt wird, ist ebenfalls aus Holz und weist keine Fingerlöcher auf. Gegenüber dem amerikanischen Bowling ist er deutlich kleiner und paßt etwa formgerecht in den Handteller.
Über die Entfernung zwischen Abwurfpunkt und “Pindeck” ist nichts ausgesagt; vor Ort aber war die Bahn so eingerichtet, daß zwischen Abwurfpunkt und vorderstem Pin etwa 40-45 Fuß liegen. Eine ausgezeichnete Abwurflinie (Foullinie) ist nicht eingezeichnet. Es bleibt aber unklar, ob dies nur so vom Personal aus Gründen der Bequemlichkeit gewählt wurde oder ob dies den historischen Tatsachen entspricht.
Eine Rinne (“Gutter”) gibt es nicht. Offenbar ist der Rahmen, in welchem sich der Spieler seitlich verstellen darf, nahezu beliebig und nur durch die üppigen, örtlichen Gegebenheiten beschränkt.

Regeln

Beim Kayling hat der Spieler pro Runde (“Rush” genannt) drei Würfe. Ziel ist es, möglichst viele Pins mit dem Ball umzuwerfen. Sind nach einem der drei Würfe alle Pins umgefallen, so wird das Bild neu aufgestellt und man darf wieder auf “die Vollen” spielen. Solange man nicht alle Pins umgeworfen hat, bleiben die restlichen Pins stehen. Ob die umgefallenen Pins entfernt wurden (ähnlich wie durch den Rechen einer Bowlinganlage), war nicht zu erkennen. Die maximale Punktzahl eines “Rushs” ist somit 30, das heißt, wenn man bei allen drei Würfen jeweils alle Pins getroffen hat.
Ein Spiel (“Game”) besteht aus drei Rushes und entsteht aus Addition der einzelnen Ergebnisse.
Ein “Match” besteht dann aus fünf Spielen. Ob dabei die Anzahl der gewonnenen Spiele oder die Summe der getroffenen Pins als Entscheidungskritierung für den Sieg verwendet wurde, war nicht erkennbar.

Versuche

Nico beim Kayling

Nico beim Kayling

Bei Spielversuchen ist die Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Bowling mehr als nur offenkundig. Wie beim Bowling auch ist die “Bahnbeschaffenheit” eines der wichtigsten Eigenschaften im Spiel. Bei den Versuchen war die Bahn bereits vorher durch eine starke Belastung des Weges vom Abwurfpunkt bis zum vordersten Pin abgenutzt, so daß der Ball wie in eine Rinne gelaufen ist, aus der er selbständig kaum mehr herauskommen konnte. Allerdings war es durch den welligen Untergrund trotz fehlender Fingerlöcher und Kern überraschend einfach, einen Bogen zu werfen, so daß der Ball, wie man es vom Hakenwurf beim Bowling her kennt, zwischen den vordersten Pin und den Pins aus der zweiten Reihe werfen konnte. Als eine Herausforderung stellt es sich dennoch heraus, den Ball sauber in Richtung Pins zu werfen, da das Gelände ein wenig nach rechts abschüssig war (in Cornwall findet man kaum irgendwo einen Ort, der wirklich eben wäre).

Zusammenfassend bleibe ich doch lieber beim moderneren Bowling: Wenngleich die Bahnbeschaffenheit durch die diversen Einflüsse von Ölung und Umgebungstemperatur ebenfalls “sehr herausfordernd” sein kann, so ist diese doch deutlich leichter nachzuvollziehen, als ein englischer Rasen.

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