Windows Aktivierung – In a Nutshell

Im Dezember 2019 galt es, zwei alte Rechner, auf denen bereits Windows 10 liefen, aufzurüsten. Dabei hat die Microsoft Software Aktivierung gehörigen Ärger verursacht. Die diversen Hilfeseiten auf Microsoft’s Servern sind zwar sehr gesprächig, im einzelnen Fall aber oftmals viel zu unpräzise, um den konkreten Problemfall zu lösen. Das liegt insbesondere daran, daß zwar Szenarien in How-To-Form besprochen werden – die Bedingungen für erfolgreiche Aktivierungen allerdings nicht im Einzelnen dokumentiert sind.

Durch das Lesen vieler Kommentare in der Microsoft Community und vieler Blogs / Webseiten zu diesem Thema und meiner eigenen Erfahrung habe ich nachfolgende Zusammenfassung insbesondere über das Konzept “Aktivierung” erstellt. Ich hoffe, sie kann anderen bei ihren Problemfällen etwas helfen.

Grundsätzliches

Für das Verständnis sind einige grundlegende Lizenzierungsfakten zu wissen:

  • Der Kunde bekommt in der Regel einen Produkt Key Code (PKC) ausgehändigt. Im Deutschen heißt der PKC auch “Lizenzschlüssel”.
  • Dieser kann nur einmal für eine Aktivierung verwendet werden.
  • Idee der Aktivierung ist es, einen PKC an eine Hardware zu binden. Es ist nicht bekannt, welche Hardware damit Microsoft genau meint (und welche Komponenten für eine Systemsignatur verwendet werden), aber es scheint wohl so, daß mindestens das Motherboard dazu zählt (was auch sinnfällig wäre).
  • Durch die Aktivierung wird der hinterlegte PKC umgewandelt in eine sogenannte Digitale Lizenz. Das muss man sich in etwa wie ein digitales Zertifikat vorstellen, das im Betriebssystem gespeichert wird. Dieses Zertifikat bestätigt praktisch, daß eine gültige Lizenz vorhanden ist. Wie man sich das Windows-Zertifikat anschauen kann, wird unten beschrieben.
  • Eine solche Digitale Lizenz ist damit ausschließlich für diese Hardware gültig. Es gibt zwei Verfahren, um an eine solche Lizenz zu kommen: per Aktivierung über das Internet (der übliche Weg) oder durch Anruf bei der Aktivierungshotline.
  • Bei der Aktivierung per Internet werden die entsprechende Hardwareparameter über das Internet an den Aktivierungsserver geschickt, der bei Microsoft steht. Als Antwort zurück kommt die Digitale Lizenz.
  • Wenngleich bei der Aktivierung über die Telefonmethode technisch andere Daten übertragen werden, so passiert im Wesentlichen doch das Gleiche: In der Installations-ID (“Installation ID”), die man bei der telefonischen Aktivierung über die Tasten des Telefons eingibt, befindet sich der Fingerabdruck des jeweiligen Rechners. Über die Bestätigungs-ID (“confirmation ID”), die man im Anschluß vom Sprachcomputer erhält, wird dann das Zertifikat lokal am Rechner ausgestellt.
  • Achtung! Die Bestätigungs-ID sollte man nicht mit der “Aktivierungs-ID” verwechseln (das tun einige Webseiten/Foren)! Diese hat insbesondere im Zusammenhang mit dem Tool “slmgr” eine andere Bedeutung.
  • Mit der telefonischen Aktivierung ist es selbst dann möglich, in bestimmten Situationen auch dann eine Aktivierung durchzuführen, wenn sie mit der internetbasierten Aktivierung fehlschlägt. Die telefonische Aktivierung ist insofern als “mächtiger” anzusehen. Unter welchen genauen Bedingung eine Aktivierung nur per Telefon möglich ist, ist nicht öffentlich bekannt.
  • Es ist interessant zu wissen, daß Microsoft inzwischen gelegentlich empfiehlt, sich eine einmals erzeugte Bestätigungs-ID aufzuheben: Es wird ausgesagt, daß diese einfach erneut bei einer “Telefonaktivierung ohne Telefonanruf” eingegeben werden kann, solange sich die Installations-ID (also die am Fingerabdruck bedeteiligten Systemkomponenten) nicht geändert hat.
  • Die eigene Installations-ID kann man sich selbst jederzeit (auch nach erfolgter Aktivierung) anschauen. Wie das geht, wird wieder unten beschrieben.
  • Ebenfalls unten beschrieben ist eine Möglichkeit, eine zuvor erhaltene Bestätigungs-ID wieder einzuspielen (solange sich der Fingerabdruck nicht geändert hat) — auch dann, wenn man nicht mehr an das Fenster der telefonischen Aktivierung herankommt.

Unterschiedliche Arten von Lizenzen

Microsoft kennt zwei verschiedene Arten von Windows-Lizenzen, die von ihrem Vertriebskanal abhängig sind: Retail und OEM. Während Retail-Lizenzen solche Lizenzen sind, die man üblicherweise erhält, wenn man sich offiziell in einem Laden vor Ort eine Schachtel mit Windows kauft, werden OEM-Lizenzen von Microsoft oft an große Hardwarehersteller verkauft, die sie dann als “vorinstalliertes Windows” weiterverkaufen. Auf Ebay und anderen Verkaufsplattformen findet man oftmals entbündelte, d.h. gebrauchte OEM-Versionen, da sie in der Regel günstiger sind.

Dieser Preisunterschied hat aber auch einen Grund: Egal was man tut, OEM-Lizenzen sind immer an den jeweiligen Fingerabdruck des System gebunden. Es ist kein Weg bekannt, eine solche Lizenz von Rechner A zu Rechner B zu transferieren. Auch Hardwareänderungen, die den Fingerabdruck ändern, führt dazu, daß die Digitale Lizenz unbrauchbar wird – und man sich einen neuen Product Key kaufen muss.

Bei Retail-Lizenzen ist dies anders: Laut Microsoft gibt es die Möglichkeit, die Aktivierung einer Retail-Lizenz von einem Rechner zu einem anderen zu übertragen (natürlich wird damit die Lizenz und die Aktivierung auf dem ersten Rechner ungültig). Voraussetzung dafür ist, daß man die Digitale Lizenz nicht nur an den Rechner (per Aktivierung) bindet, sondern sie auch noch an einen Microsoft Account.

Diese Bindung ist (anders wie bei Office!) ebenfalls auch noch nachträglich möglich. Wie man prüfen kann, ob eine Digitale Lizenz an einem Microsoft Account gebunden ist, ist hier beschrieben. Wie man nachträglich noch eine Bindung zu einem Microsoft Account erzeugen kann, hat Microsoft hier beschrieben. Es ist vielleicht interessant zu wissen, daß diese Bindung ein einmaliger Vorgang ist: Man kann das eigene Benutzerkonto in Windows auch anschließend wieder “entbinden” (dazu geht man in den Einstellungen unter “Eigenes Konto verwalten” und drückt dort den Link “Abmelden”) – die Digitale Lizenz bleibt dann trotzdem weiter mit dem Microsoft Account verbunden.

Den Prozess, um nach einer Hardware-Änderung (oder bei einem Transfer) eine Digitale Retail-Lizenz neu zu aktiviert, hat Microsoft hier beschrieben. Leider wird sich dort ausgeschwiegen, daß

  • dies nur mit Retail-Lizenzen möglich ist und
  • daß dieser Prozess ebenfalls auch mit “manchen Retail-Lizenzen” nicht funktioniert (so jedenfalls bei mir 12/2019 geschehen).

Lizenzen aus der Windows 7/8-Migration

Bei der Einführung von Windows 10 hat Microsoft es zugelassen, daß Bestandskunden, die eine Windows 7- oder Windows 8-Lizenz hatten, eine entsprechende Windows 10 Lizenz durch Upgrade kostenfrei erhalten konnten. Dabei wurden diese Lizenzen (die ebenfalls bereits PKCs hatten) entsprechend umgewandelt.

In den ersten Windows 10-Versionen war dies nur über die Installation des jeweiligen alten Betriebssystems mit anschließendem Upgrade möglich (z. B. Windows 10 Release 1511). Kurz darauf war es auch möglich, bei der direkten Neuinstallation von Windows 10 (ohne altes Betriebssystem) im Product Key Feld eine PKC einer alten Betriebssystemversion einzugeben. Diese wurde dann automatisch bei der Internetaktivierung, sobald Windows 10 erfolgreich lief, konvertiert.

Diese Möglichkeit gibt es in meiner Windows 10 1903-Version scheinbar nicht mehr (es könnte auch schon mit früheren Releases der Fall gewesen sein). Auch schlägt der Versuch fehl (Stand 12/2019), eine Windows 7 Pro-OEM PKC per “slmgr” oder den Aktivierungsassistenten einzugeben (das selbst funktioniert offenbar noch) und sie dann zu aktivieren.

Windows’ Digitale Lizenz anschauen

Man findet allenthalben Artikel, die beschreiben, wie man sich mittels dem Tool “gatherosstate” das GenuineTicket herunterspeichern kann. Ein solches GenuineTicket sieht strukturell in etwa so aus:

<?xml version="1.0" encoding="utf-8"?>
<genuineAuthorization xmlns="http://www.microsoft.com/DRM/SL/GenuineAuthorization/1.0">
   <version>1.0</version>
   <genuineProperties origin="sppclient">
      <properties>OA3xOriginalProductId=;OA3xOriginalProductKey=;SessionId=T....;TimeStampClient=2019-12-04T04:22:08Z</properties>
      <signatures>
          <signature name="clientLockboxKey" method="rsa-sha256">abc...xyz=</signature>
       </signatures>
   </genuineProperties>
</genuineAuthorization>

Da es im Netz eine Fülle von Beschreibungen gibt, wie man sich die XML-Datei selbst erzeugen kann (nachdem man natürlich Windows 10 aktiviert hat), verzichte ich hier auf eine eigene Beschreibung. Für Interessiere sind hier und hier und hier aus meiner Sicht korrekte Beschreibungen.

Verwendung von SLMGR

Um den Service License Manager verwenden zu können, geht man einfach so vor:

  1. Windows+R drücken
  2. In das Textfeld “cmd” schreiben und mit STRG+SHIFT+ENTER bestätigen.
  3. Das User Account Control-Fenster erscheint, wo man die erweiterten Berechtigungen bestätigen muss.
  4. Anschließend kann man auf der Eingabezeile das Tool SLMGR verwenden.

Die Informationen der eigenen Lizenz anzeigen

Mittels

slmgr /dli

kann man sich seine eigene Lizenzinformationen anzeigen lassen. Darunter sind eine ganze Reihe von interessanten Informationen:

SchlüsselwertBedeutung
NameHier wird der Betriebssystem-Typ anzeigt, unter andere auch welche Edition man lizensiert hat
Product Key-KanalEs gibt zwei unterschiedliche Lizenzarten bei Microsoft: Retail und OEM. Details dazu siehe oben. Hier steht, welche Art die Lizenz ist.
Installations-IDHier ist die Installations-ID der Hardware zu finden – also der Fingerabdruck des Systems. Es ist die gleiche Installations-ID, die auch beim Aktivierungsassistenten bei einer Telefonaktivierung angezeigt wird (nur in Blöcke getrennt, damit man sie leichter lesen kann).
Teil-Product KeyHier stehen die letzten 5 Stellen des Product Keys, den man für die Aktivierung verwendet hat (nützlich, wenn man nicht sicher ist, welche Product Key bei welchem Rechner zum Einsatz kommt)

Product Key ändern

Mittels

slmgr /ipk ABCDE-FGHJI-...

kann mann den derzeit eingetragenen Product Key direkt auf der Kommandozeile ändern.

Vorsicht: Das kann ein bereits aktiviertes Windows deaktivieren!

Hinweis: Löscht man den Product Key vorher nicht, überschreibt die Option “/ipk” diesen ohne vorherige Nachfrage.

Bestätigungs-ID eintragen

Über

slmgr /atp 123456-234567-...

kann man ebenfalls von der Kommandozeile eine zuvor erhaltene Bestätigungs-ID manuell setzen.

Product key löschen

Man kann mittels

slmgr /upk

auch den den derzeit aktuell eingetragenen Product Key löschen.

Bindung der Digitalen Lizenz anschauen

  1. Auf den Start-Knopf drücken
  2. Einstellungen (Zahnrad)
  3. Im Suchfeld das Schlagwort “Aktivierungseinstellungen” eingeben

Unter “Aktivierung” steht dann die Edition und darunter in der Zeile “Aktivierung” ein Satz. Dieser kann unterschiedlich lauten.

Windows wurde mit einer digitalen Lizenz aktiviert.Die Digitale Lizenz ist nur an den Fingerabdruck der Hardware gebunden und hat keine Bindung an ein Microsoft Account.
Windows wird durch eine digitale Lizenz mit Ihrem Microsoft-Konto verknüpft Die Digitale Lizenz ist sowohl an den Fingerabdruck der Hardware gebunden als auch an ein Microsoft Account.

Zusammenhang zwischen SLMGR und SLUI

Auch wenn es zunächst nicht den Anschein hat: die beiden Programme

C:\windows\system32\slgmr.vbs und C:\windows\system32\slui.exe

gehören zusammen: Das Programm SLMGR ist das Hintergrundprogramm, das in Sachen Aktivierung auf der Kommandozeile die richtige Ansteuerung des Betriebssystem vornimmt. Das Programm SLUI ist “nur” als Oberfläche (UI) für die Software-Aktivierung gedacht. Die “Wahrheit” kennt also eigentlich SLMGR.

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  1. Pingback: Office (2013 und später) Aktivierung - In a Nutshell | Nico's Blog

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